
Wandeln
KURZFILM
Nach der Räumung eines Klimacamps muss eine zurückhaltende Aktivistin den Mut finden, ihren eigenen Weg zu gehen...
Kurzfilm der Filmakademie Ludwigsburg
Budget: €6.500
Drehort: Baden-Württemberg
Drehzeitraum: Sommer 2024
Das Team

Synopsis
Becky und Anouk lernten sich in der Klimabewegung kennen und wurden schnell ein Liebespaar. Nur wenige Monate später unterbrachen sie ihr Studium, um zusammen in ein Klimacamp nahe Lützerath zu ziehen, um sich dem Braunkohleabbau entgegenzustellen.
Doch nun wird das Klimacamp geräumt, und Becky hat ihre Zuversicht in die Klimabewegung verloren. Sie fragt sich, ob die langen Monate im spartanischen Zeltlager überhaupt etwas gebracht haben – und freut sich sogar insgeheim, zu ihrem normalen Studentinnenleben in Köln zurückzukehren.
Als Anouk beschließt, einer Aktivist*innenkommune in Berlin beizutreten, muss sich Becky entscheiden: zwischen ihrer großen Liebe und dem nagenden Gefühl, dass sie nicht mehr so richtig an den gemeinsamen Traum glaubt…
Figuren

Schon als Kind kann Becky vor Angst vor dem Klimawandel nicht schlafen, weiß allerdings nicht, was sie dagegen unternehmen könnte. In der Schule schreibt sie gute Noten und behält ihre Sorgen für sich. Erst in der Uni entdeckt sie die Klimabewegung, und entpuppt sich als engagiertes, wenn auch eher schüchternes, Mitglied. Dort lernt sie auch Anouk kennen. Obwohl Becky schon lange wusste, dass sie lesbisch ist, ist es ihre erste Beziehung – und sie verliebt sich Hals über Kopf in die selbstbewusste Aktivistin. Dann unterbricht Anouk ihr Politikstudium, um in ein Klimacamp zu ziehen. Eigentlich ist die Vorstellung, mit so vielen Menschen in einem Zeltlager zusammenzuleben, ein Albtraum für die introvertierte Becky. Aber für die Umwelt – und für Anouk – schluckt Becky ihre Zweifel und zieht Anouk hinterher.
Doch nun wird das Klimacamp geräumt, und Becky kämpft mit widersprüchlichen Gefühlen. Sie ist enttäuscht und desillusioniert von der Bewegung, die ihr versprochen hatte, endlich etwas zu verändern. Gleichzeitig freut sich ein Teil von ihr, endlich zu ihrem normalen Studentenleben in Köln zurückzukehren. Dann beschließt Anouk, nach Berlin zu ziehen, um sich dort einer Aktivist*innengruppe anzuschließen. Eigentlich ist das alles, was Becky mal wollte: eine liebevolle Beziehung und die Möglichkeit, weiterhin für eine bessere Zukunft zu kämpfen.
Doch Becky kann dem Gefühl nicht entkommen, dass sie nicht für das Aktivistenleben gemacht ist. Wird sie den Mut finden, ihren eigenen Weg zu gehen?
Becky

Anouk hat ihr Studium in Politikwissenschaften in Köln unterbrochen, um in das Klimacamp zu ziehen und sich dort der Vergrößerung des Kohletagebaus in den Weg zu stellen. Sie würde alles dafür tun, den Ausbau fossiler Energien zu verhindern und setzt sich mit allem, was sie ist und hat für Klimagerechtigkeit ein. Ob sie sich dabei strafbar macht oder nicht, spielt für sie keine große Rolle. Sie ist müde von den alten Protestformen, möchte endlich Erfolge sehen und ist davon überzeugt, dass diese nur durch zivilen Ungehorsam herbeizuführen sind. So ist sie auch aufgewachsen: ihre Eltern waren Teil der Anti-Atom-Bewegung.
Die Zeit im Klimacamp war die bisher beste ihres Lebens. Hier hat sie Gleichgesinnte gefunden, hier hatte sie das Gefühl, an etwas Größerem teilzuhaben. Und das Beste daran? Sie durfte diese Erfahrung teilen - und zwar mit Becky, ihrer ersten richtig großen Liebe. Dass das Klimacamp geräumt wird, hat ihre Träume lange nicht zerstört – eher aufgehalten. Aber zurückkehren in den Studienalltag? Das klingt für Anouk wie ein Albtraum.
Jetzt hat Gruppenanführerin Jane ihr die Gelegenheit geboten, sich vollkommen dem Aktivismus zu widmen. Doch Becky will nicht mitgehen, und Anouk ist gezwungen, sich zwischen ihren beiden Lieben zu entscheiden….
Anouk

Jane hat das Klimacamp mitaufgebaut und war eine seiner ersten Bewohner*innen. Sie ist schon lange Klimaaktivistin, und hat sich schon an verschiedenen Aktionen zivilen Ungehorsams beteiligt. Im Camp wird sie von vielen für ihr sicheres Auftreten, ihre klare Haltung, ihre witzige Art und ihre Kompromisslosigkeit bewundert. Insgeheim ist sie aber nicht ganz so selbstsicher, wie alle immer glauben – und keiner weiß, wie wichtig ihr die Bewunderung der (oft jünger und weniger erfahrenen) Aktivist*innen geworden ist.
Nach der Räumung des Klimacamps plant Jane, nach Berlin in ein besetztes Haus zu ziehen und dort Vollzeit Aktivismus machen. Doch nach ihrer Führungsposition im Camp hat sie Angst, in der Berliner Szene unterzugehen.
Ihre einzige Hoffnung ist, so viele Mitglieder des Klimacamps wie möglich davon zu überreden, mit nach Berlin zu kommen...
Jane
Regiestatement
Was können wir als Individuen tun, um den Klimawandel aufzuhalten? Müssen wir, um unseren Werten gerecht zu werden, unser ganzes Leben umkrempeln? Und bringt das überhaupt was?
Becky hat ihr bequemes Student*innenleben aufgegeben, um in ein Klimacamp zu ziehen und sich dort der Vergrößerung des Kohletagebaus in den Weg zu stellen. Sie setzt sie sich mit allem, was sie hat, für die Erde ein, auch wenn es gegen ihre schüchterne und zurückhaltende Natur geht. Doch die Räumung des Klimacamps führt dazu, dass Becky zum ersten Mal an ihrem Aktivismus zweifelt.
Ihr Dilemma ist eines, mit dem sich viele identifizieren können. Wenn man sein Leben vollständig umkrempelt, um die globale Erwärmung zu bekämpfen, dann will man zumindest das Gefühl haben, dass dieses Opfer etwas bringt. Angesichts riesiger globaler Unternehmen und antagonistischer Weltmächten fühlt man sich schnell machtlos. Die Antwort auf dieses Dilemma hat weder Gruppenanführerin Jane noch unser Kurzfilm. Nur eines steht fest: Becky muss den Mut finden, auf ihr Bauchgefühl zu hören und ihren eigenen Weg zu gehen.
Doch es ist nicht immer so leicht, einen Traum aufzugeben. Besonders wenn man damit gegen die Gruppe entscheiden muss – und gegen die eigene Lebenspartnerin. So greifen wir innerhalb von einem sehr spezifischen Kontext, universelle Themen auf: Gruppenzwang, Selbstverwirklichung und Paare, die auseinander wachsen. Und obwohl Becky am Ende die richtige Entscheidung für sich selbst trifft, schwingt da auch nicht wenig Melancholie mit.
Mit „Wandeln“ wollen wir einen ehrlichen, einfühlsamen Kurzfilm schaffen, der gleichermaßen zum Denken und Fühlen anregt.